Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

1. Kurzdarstellung

Das vorrangige Ziel des Forschungsvorhabens bestand darin, ein Instrumentarium zur Beurteilung der Sprechleistung im Fach Englisch in der Grundschule zu entwickeln, möglichst praxis- und zeitnah zu erproben und zu evaluieren. Dieses Vorhaben war notwendig geworden, weil in der Didaktik des Englischen in der Grundschule eine Lücke klafft, die zu großer Verunsicherung in der Praxis geführt hat. Deshalb wurde im Sommersemester 2003 das primarstufenspezifische Beurteilungskonzept TAPS (Testing and Assessing Spoken English in Primary Schools) entwickelt, an dessen Realisierung und Evaluation verschiedene Grundschulen aus dem Heidelberger Raum beteiligt sind. Die aus dem Forschungsvorhaben hervorgegangene Publikation Mark their words – Sprechleistungen im Englischunterricht fördern und beurteilen enthält das erprobte Instrumentarium und ist seit 2008 im Buchhandel erhältlich.

Von April bis Juli 2005 entwickelte die Forschungsgruppe auf den Grundlagen des TAPS-Konzepts von Diehr und des derzeit gültigen Bildungsplans ein Instrumentarium zur Beurteilung der mündlichen Leistung im Fach Englisch in der Grundschule. Den beteiligten Englischlehrerinnen wurden beispielhafte Aufgaben zur Überprüfung der Sprechleistung von Dritt- und Viertklässlern zur Verfügung gestellt, die im Zeitraum von September bis Dezember 2005 von ihnen erprobt wurden. Aus der Auswertung einer Fragebogenstudie, die im November 2005 und März 2006 unter den beteiligten Lehrkräften durchgeführt wurde, sowie aus der Auswertung der aufgezeichneten Diskussion zur Evaluation der Instrumente (März 2006) geht hervor, dass sich die verwendeten Beurteilungsinstrumente als praxistauglich, fair und reliabel erwiesen haben. Letzteres wurde durch eine umfangreiche und aufwändige Inter-Rater-Reliabilitätsprüfung bestätigt, mit deren Hilfe die Einzelbeurteilungen für die mündliche Fremdsprachenkompetenz der beteiligten Lerner durch jeweils drei unabhängige Rater miteinander verglichen wurden. Die ermittelten Werte legen dar, dass die untersuchten Instrumente insgesamt reliabel und einer sachlichen Beurteilung der Sprechleistung zuträglich sind.

Im Rahmen der Datenerhebung in den zehn beteiligten Grundschulklassen (davon sieben Klassen im dritten Schuljahr und drei Klassen im vierten Schuljahr) wurden die gesprochenen Texte von insgesamt 216 Schülerinnen und Schülern am Ende von sechs aufgabenorientierten Unterrichtseinheiten aufgezeichnet und im Zeitraum von Dezember 2005 bis Februar 2006 digitalisiert und transkribiert. Die quantitative Auswertung dieser Lernertexte zeigt, dass die Sprechleistungen im dritten und vierten Lernjahr überraschend umfangreich ausfallen und deutlich über den Erwartungshorizont der meisten grundschulspezifischen Konzeptionen und der baden-württembergischen Bildungsstandards hinausgehen. Hinsichtlich des Textumfangs lässt sich eine Progression von 20 Wörtern (Dialog im dritten Lernjahr) bis 350 Wörtern (narrativer Text im vierten Lernjahr) beobachten.

Bemerkenswert ist vor allem, dass die Mehrzahl der Lernertexte das Ergebnis produktiven Sprechens ist und nicht durch Mit- und Nachsprechen oder Auswendiglernen zustande kommt. Dies wird gerade an Äußerungen deutlich, die die Kinder abweichend vom Ausgangstext produzieren. Beispielsweise weicht ein Kind bei der Beschreibung eines Tieres von der Vorgabe ab („She [gemeint ist eine Schäferhündin BD] has black and white hair and blue eyes. She has a black nose.) und sagt: „And his hairs are black, white. And his nose is black.“ Eine Äußerung wie diese zeigt, dass die Kinder eigenständig syntaktische Konstruktionen vornehmen können. Dabei sind sie zudem in der Lage, selbständig Kongruenz zwischen Subjekt und Kopulativverb herzustellen. Bei der Diskursform Erzählen wird produktiver Sprachgebrauch an jenen Stellen besonders deutlich, an denen sich die Lernertexte in der Auswahl und Darstellung narrativer Episoden voneinander unterscheiden. Die Lernertexte übertreffen die Erwartungen der beteiligten Lehrkräfte und Mitarbeiter also nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht und gehen über das imitative Sprechen deutlich hinaus.

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